Erste Stufe. Einkehr: 40., 41., 42., 43.

Und kaum an einem Baum habt ihr euch satt gepflückt,
  Als schon der folgende für euch die Tafel schmückt.
Doch wenn beim ersten ihr zu früh beginnt den Schmaus,
  Seid ihr dann überall der rechten Zeit voraus.
Euch wird von einem Baum Begier zum andern treiben,
  Und keinem wird die Zeit, die Frucht zu reifen, bleiben.
Ihr habt das ganze Jahr zu essen herbe Frucht,
  Weil von dem ersten Baum ihr habt zu früh versucht.

                            44.
Ein Büßer, der im Wald bei strenger Buße büßte,
  Mit süßen Früchten nie den herben Gaumen süßte,
Der trocknen Lippe nie erlaubte kühles Naß,
  Nur laues Wasser trank, nur welke Wurzeln aß;
Ward einst gefragt, warum er sieh so gar kasteie,
  Und ob zum Seelenheil die Pein nothwendig seie?
Er sprach: Es ist allein für meine Seele nicht,
  Ich halte so zugleich die Welt im Gleichgewicht.
Soviele sind, die nur nach süßen Früchten rennen,
  Soviele, die allein nach kühler Labe brennen,
Soviele die wie Gift das Herbe weichlich fliehn,
  Daß auch das Gegentheil einmal nothwendig schien.
So übernahm ich denn, was nicht durft' unterbleiben,
  Und übertreibe hier, weil sie dort übertreiben.

                            45.

Was knistert neben mir und stört mein einsam Denken,
  Vom Sinnen ab den Sinn auf's Sinniche zu lenken?
Ist es die Schlange wohl, die sich im Grase rührt,
  Die Schlange, die zuerst den Menschen hat verführt?
Doch als ich um mich sah, war es ein grasend Lamm,
  Und ruhig dacht' ich fort, gelehnt an meinen Stamm.

                            46.

In Waldeseinsamkeit, von Wurzeln und von Wasser
Sich nährend, lebt ein Mann, und heißt ein Menschenhasser.