Erste Stufe. Einkehr: 76., 77., 78.

                            76.

Poeten, lasset uns treulich zusammen halten!
  Erkälten dürf' uns nicht die Welt, noch selbst erkalten.
Haucht aus euch nur die Gluth, die Gott in euch gehucht,
  Und bleibet wohlgemuth, wenn draußen sie verraucht.
Wer größer, kleiner sei, das lasset uns nicht streiten;
  Uns richtet diese Zeit, sie richten künft'ge Zeiten.
Gar viel, was heute glimmt, wird über Nacht verglimmen;
  Und was nun oben schwimmt, wird fort im Strome schwimmen.
Was dem das meiste gilt, wird der am meisten schelten,
  Und drum, was dieser schilt, wird jenem doppelt gelten.
Gut Werk ist Dichterei, die feine wie hie plumpe,
  Und nur Kunstrichterei ist ein Geschäft für Lumpe.

                            77.

Wer nichts Ehrwürd' ges kennt, mit Ehrfurcht keinen nennt,
  Hat keine Ehr' und bleibt von Ehren stets getrennt.
Ihr achtet kein Gesetz und ehret keine Sitte,
  Junges Barbarenvolk in der Gesittung Mitte.
All' eure Schreibererei, wie geistreich ihr sie schmückt,
  Doch ist der Barbarei Gepräg' ihr aufgedrückt.
Weh, wenn's gelingt, daß ihr die Welt barbarisirt;
  Spott euch, wenn ihr umsonst euch habt prostituirt.

                            78.

Die Wohlgestalt ist schön in jeglichem Gewande,
  Am schönsten ist sie nackt, doch nur im Unschuldstande.
Das Alter kann zurück zur Kindesunschuld kehren,
  Nur soweit nicht, um auch des Kleides zu entbehren.
Auch Kindeseinfalt des Gedankens liebt Bekleidnng,
  Denn erst das Kleid giebt ihm anmuth'ge Unterscheidung.
Man hält zum Werktagskleid sich an die Landesart,
  Die Lustverkleidung bleibt dem Festtag aufgspart.
Man mag Bekanntes gernin fremder Hülle sehn,
  Weil es zugleich so fern und nah scheint zu stehn.