Erste Stufe. Einkehr: 78., 79., 80., 81.

Drum liebt der Schönheit Glanz viel wechselnde Gewande,
  Weil keins allein ihn ganz zu fassen ist im Stande.
Durch andres Kleid erhält der Leib auch andre Haltung,
  Und jede neue Falt' ist neuer Reiz' Entfaltung.
Das Fremde nur ist schön, das Fremde nur gefällt,
  Das eigenthümlich dar nur Allgemeines stellt.
Wo dem Besondern fehlt und Fremden diese Spur,
  Das meid' als sonderbar und als befremdlich nur.

                            79.

Wo der Gedanke fehlt, die unverwandte Richtung
  Auf hochgestecktes Ziel, da ist ein Tand die Dichtung.
Das Phantasienspiel der Kindermährchenlieder
  Ist mit der Kindheit hin und Niemand bringt sie wieder.
Statt Ammenliderfrau sei nun Erzieherin
  Die Muse dem Geschlecht zu höherm Lebenssinn.
Hinfort genügt nicht mehr annmuthig Klingendes,
  Nur Himmelringeudes, Geschickbezwindgendes.

                            80.

Der Dichter, der nur ist ein Dichter, ist ein Kind
  In dieser Zeit, da wir gereift zu Männern sind.
Kind bleiben, ist nicht schlimm, nicht schlimm es wieder werden.
  Nur schlimm sind kindische statt kindlicher Geberden.
Was aber seid denn ihr, die ihr so männlich thut,
  So grämlich ernst auf's Spiel herabzusehn geruht?
Ihr glaubet euch gereift, und seid doch nur verblüht,
  Vom Froste nur bereift, anstatt vom Thau besprüht.
Was wär' ein rechter Mann? der mit dem Kern sich nährte
  Der ganzen Wissenschaft, und den zu Kunst verklärte;
Der machte ganz die Welt --  Bruchstücke mein' ich nicht --
  Zu einem reizenden und lehrenden Gedicht.

                            81.

An alter Poesie verblühten Blumenbeeten
  Die silbestechenden Ausleger der Poeten