Erste Stufe. Einkehr: 81., 82., 83., 84.

Erwecken mir halb kühl im Busen und halb schwül
  Aus Stolz und Trauer ein gemischtes Mitgefühl:
Stolz, daß ein leichtes Wort zu solchen Ehren kam,
  Und Trauer, daß die Lust der Welt solch' Ende nahm;
Daß diese Blumen, die mit Duft und Glanze neu
  Einst Herzen labten, nun sind solcher Ochsen Heu.
Auf, Lieder, laßt uns frisch der frischen Welt gefallen,
  Eh' wir verdorrt zum Raub dem dürren Vieh heimfallen.

                            82.

Des Schrifterklärers Fluch ist Alles zu erklären,
  Als ob am Himmel nicht auch Nebelsterne wären;
An einem Blatt im Blieb, der Raupe gleich, zu kleben,
  Statt wie der Schmetterling die Blüthe zu beschnweben.
Ich aber rathe dir, dich nicht so sehr zu plagen,
  Und was du nicht verstehst, getrost zu überschlagen.
Denn was dir Einzelnes geblieben unverständlich,
  Aus dem Zusammenhang verstehst du doch es endlich.
Noch besser, wenn du gar nicht suchst Zusammenhang,
  Und dich auf jeden Schritt erfreut der Wandelgang.

                            83.

Beglückte Zeiten, und ein einzig Angesicht
  Die Welt dem Dichter zeigt, und ihm wird Ein Gedicht.
In unsern Zeiten zeigt sie gar viel Angesichter,
  Und jedem anzuthun sein Recht vermag kein Dichter.
Er wird, Wenn er sich hält an eine Seit', einseitig,
  Und schwindlig, wenn er will auf alles sehn gleichzeitig.

                            84.

In Wahrheit lebenswerth war einmal nur das Leben,
  Als schöne Menschheit war des Menschen höchstes Streben.
An Seel' und Leib gesund sind durchaus nur die Griechen,
  Dagegen unsre Welt ein großes Haus der Siechen.