117.
Wo hört die Heimath auf, und fängt die Fremde an?
Es liegt daran, wie weit das Herz ist aufgethan.
Ein enges Herz, das sich verstockt im Winkel hat,
Es findet fremdes Land drei Finger von der Stadt;
Ein weites aber hat das Fernste sein genannt,
Alswie vom Hinnnel wird die blühnde Welt umspannt.
118.
Gar viel Personen sind beisammen im Poeten,
Die auf die Bühne mit und nach einander treten,
Sich widersprechen, sich ergänzen, sich erklären,
Doch Eine sind, und thun, alsob sie viele wären.
Warum so viele? daß, wofern nicht allen alle,
Doch diese dem von euch, und jenem die gefalle.
119.
Die Sprache wirst du bald unter- bald Überschätzen,
Jenach du willst in sie und aus ihr übersetzen.
Denn jede hat in sich etwas Unübersetzbares,
Das dann bei dem Versuch dir scheinet ein Unschätzbars.
Und wie dein Geist sich mit der Uebertragung quält,
Scheint seine Sprach' ihm arm, weil grade das ihr fehlt.
Doch übersettz' aus ihr, so findest du sie reich;
So findest du zuletzt die zwei ungleichsten gleich;
Verschiednen Blumen gleich, ihrer Art vollkommen,
Daß nichts hinzugethan kann sein noch weggenommen.
Es wäre doch, beim Lenz! ein seltsames Ergötzen,
Rosen in Mohn und Mohn in Rosen übersetzen.
In fremder Sprache sieht befremdlich Alles aus,
Wie alles ungewohnt im unbekannten Haus.
Doch willst du dir daselbst gefallen als ein Gast,
Must du vergessen, daß zu Haus du's anders hast.
Dann von dem fremden Schmuck, soviel dir mag behagen,
Magst du in deinem Sinn mit dir nach Hause tragen,