Erste Stufe. Einkehr: 119., 120., 121.¶

Und dort anbringen, was du dir hast eingeprägt,
  Soweit es sich mit Hausbequemlichkeit verträgt.
Dazu nützt der Verkehr der Sprache und Gedanken
  Daß man erweitert, wenn schon auf nicht hebt, die Schranken.
Beschränktheit nur ist arm, Beschränkung aber reich;
  Wer etwas sein will, kann nicht alles sein zugleich.

                           12O.

Daß nicht ein Mensch die Sprach' erfunden, glaubt ihr lang,
  Und daß sie mit und aus der Menschheit selbst entsprang.
Doch meint ihr, daß ein Mensch einmal erfand die Schrift,
  Als sei kein Zauber auch Buchstab' und Schreibestift!
Doch nicht ein Zauberer, ein Gott gewesen wäre,
  Wer dem Gedanken so gerundet seine Sphäre.
Denn kleinres Wunder nicht ist, daß man schreibt, als spricht;
  In zweien Spiegeln bricht sich gleich des Geistes Licht.
Der eine Spiegel wirft das Bild dem andern zu,
  Und äußerlich wie dort dich hier erkennest du.
Die Schrift ist mit der Spracih' und wie sie selbst entstanden,
  In beiden nur ist ganz der Menschheit Bild vorhanden.
Du sagst: ein Unterschied sei zwischen Schrift und Schalle,
  Weil alle sprechen, doch nicht sehreiben können alle;
Drum sei die Sprache wohl der Menschheit selbst entsprungen,
  Doch nur Erfindsamen die Srhreibekunst gelungen.
Das heißt: Daß Denken hab' ein Denker ausgedacht,
  Weil auch nicht jeder Mensch Gebrauch vom Denken macht!

                           121.

Was ist ein Sinnbild? Was der schöne Name meint:
  Ein Sinn mit einem Bild auf's innigste vereint.
Ein tiefer Sinn, der in ein schönes Bild sich senkt,
  Ein schönes Bild, bei dem ein tiefer Sinn sich denkt.
Schön sei das Bild und klar, tief sei der Sinn und wahr,
  Und mit einander eins untrennbar sei das Paar.
Erste Stufe. Einkehr: 119., 120., 121.¶

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