Erste Stufe. Einkehr: 139., 140., 141., 142.¶

Das was kein König thut, habt ihr zu thun den Muth,
  Mit Ausdruck innren Werths zu stempeln äußres Gut.
Das ist ein höhrer Sinn, ein reicherer Gewinn,
  Und stolz empfind' ich mich, wie schön belohnt ich bin.
Des Dichters Selbstgefühl soll das zu Thaten treiben,
  Um würdig, wie ihr ihn befunden habt, zu bleiben.

                           140.

Ihr meine Nachbarn einst, nicht meine Nachbarn mehr,
  Aus eurer Nachbarschaft weht noch ein Duft mir her.
Ein Duft der Herzlichkeit, ein Duft der Lebenstreue;
  Das Alte wird nie alt, es wird nur alt das Neue.
Wie sollt' ich Bündnisse im Alter neue schließen,
  Da ich die Jugend sah in euerm Bund verfließen!
Zerflossen ist der Thau in scharfer Morgenlust,
  Und nur aus eurem Gau weht der Erinnrung Duft.

                             141.

In diesen Tagen, da mir manch Gedicht gelungen,
Hat sich ein eigenes Gefühl mir ansgedungen:
Daß alles, was bisher ich machte, sei ein Spiel,
Ein Vorspiel, dem bevor noch steh' ein andres Ziel;
Und alle Uebung, die ich spielend mir errang,
Sollt' angewendet sein auf diesen ernsten Gang.

                           142.

Nur öfter solltet ihr, statt euch so fremd zu bleiben,
  Einander sehn, wonicht, doch an einander schreiben,
Ihr Schreibenden! das würd' im Federkrieg euch hindern,
  Und eurer feindlichen Bekämpfung Schärfe lindern;
Zu Statten käm' es euch, und euren Lesekindern.
  Wie mancher hat in's Aug den andern nur gestochen,
Weil er ihn nie gesehn, weil er ihn nie gesprochen.
  Das Lanzenbrechen hätt' ein Wort, ein Blick gebrochen.
Viel besser denk' ich selbst von manchem, den ich sah,
  Und wünschte mehrern nur wär' ich gekommen nah.
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