Wer einen Fehltritt that, vezeih' ihm lieber Mann!
Bedenk' auch einen Fuß hast du, der straucheln kann.
Heil dem, der Demuth lernt nicht durch Demüthigungen,
Der, ohne daß die Welt ihn zwang, sich hat bezwungen.
Den Niedern blüht Besitz nnd Armuth macht ihn zahm,
Den Edeln macht sie stolz, und Reichthum demuthsam.
Ein schlechtes Schauspiel ist's, wenn hoch die Niedern steigen,
Und ein erbärmliches, wenn sie zmn Fall sich neigen.
Wer ohne sein Verdienst gestiegen ist, erhält
Durch's Steigen Achtung nicht, noch Mitleid, wenn er fällt.
Der oberste der Plätz' ist schwankender als alle,
Und jeder strebt hinauf, nur daß herab er falle.
Wer seine Stellung kennt und dazu seine Kraft,
Und beiden wirkt gemäß, der wirkt untadelhaft.
Zum Selbstgefäll'gen sprich: Ich mischte lieber Allen
Wie du dir selbst, als mir, wie ihnen du, gefallen.
Die Demuth ehre du und zu der Demuth Ehren
Sei gegen Stolze stolz, um Demuth sie zu lehren.
7.
Ich bin der Leib nicht, der euch vor den Augen steht,
Ich bin des Liedes Ton, der euch zu Herzen geht.
Und wenn das Lied ergreift und heiligt euern Sinn,
So danket Gott dafür, daß ich's geworden bin.
8.
Nichts hast du schlecht gemacht, auch was du machtest schlecht,
Es half dir, daß du nur was andres machtest recht.
Du hättest nur vielleicht dem Unverstand verschweigen
Das Eine sollen und allein das Andre zeigen.
Man sieht den Weg dich gehn, nicht blos am Ziel dich stehn,
Und immer lehrreich ist auch jenes anzusehn.
9.
Wer den kennt, der allein gewirkt hat und gedacht,
Wird sich nicht rühmen, daß er selbst ein Wert vollbracht.