Zweite Stufe 33., 34., 35., 36., 37., 38.

                          33.

Der heil'ge Weda wird verglichen mit dem Euter
  Der Kuh, verglichen wird der Melker mit dem Deuter.
Man melkt heraus, so viel man braucht, und das ist gut;
  Doch zuviel Melken melkt statt Milch am Ende Blut.

                          34.

Zum Festtisch soll man Aufgewärmtes nicht auftischen,
  Mit frischer Speise soll man frische Gäst' erfrischen,
Doch aufgewärmt ist nicht, was von der Vorzeit Tisch
  Uns zukam; immer bleibt die Paradiesfrucht frisch.

                          35.

Des Bechers schönster Platz ist in des Trinkers Hand,
  Und nur ein schönrer noch an seiner Lippen Rand.
O wäre so mein Buch ein Becher jede Stunde,
  Bald in des Freundes Hand und bald in seinem Munde.

                          36.

Der Menschheit Größtes möcht' ich euch im Spiegel zeigen,
  Und ihr Geringstes auch im Bilde nicht verschweigen.
Denn Manche werden durch des Großen Vorbild frei,
  Und Manche trösten sich, daß schön auch Kleines sei.

                          37.

Ein anspruchvolles Buch will im Zusammenhang
  Gelesen sein, und macht euch schwer den langen Gang.
Dies anspruchlose macht die kurzen Gäng' euch leicht;
  Denn wo ihr stillstehn wollt, habt ihr ein Ziel erreicht.

                          38.

Ein Bruchstück, welches auf sein Ganzes sich besinnt,
  Ergänzung immer sucht, und nimmer sie gewinnt:
So findet sich der Mensch, wie er wird sein bewußt;
  Und an den Menschen knüpft den Menschen diese Lust.
Ein Ganzes werden nie Bruchstücke groß und klein;
  Ergänzung findet doch die Welt in Gott allein.