50.
Den körperlosen Geist mit schonem Körperschein
Bekleiden, ist von Kunst die eine Seit' allein.
Die andre Seite ist, den Leib zu Geist verklären,
Das Bild das sinnliche zum Sinnbild umgebären.
Beim halben Dichter läßt sich eins vom andern scheiden;
Ein ganzer ist, wer ungetrennt vereint die beiden.
51.
Das Gold der Menschheit wird beständig umgeprägt,
Fürst aber ist, wer Geld auf seinen Namen schlägt.
Im Reich der Geistes auch, nur daß er nicht so scharf
Wie jeder weltliche, Falschmünzer strafen darf.
52.
Wenn es nicht weiter geht, gelobt sei Gottes Macht!
Manch Besserer als du hat's nicht soweit gebracht.
Und wenn es weiter noch soll gehn, in Gottes Namen!
Solang ich vorwärts soll, läßt er mich nicht erlahnen.
53.
Mich freut's am Abend nicht, daß mir manch Lied entsprungen;
Mich freut's nur, wenn ich weiß, daß keines mir mißlungen.
Was thut's, wenn keins entsprang? doch wenn nur eins mißlang?
Mit diesem muss ich dann mich plagen tagelang.
Ich kann ihm nicht entziehn das Leben, ihm verliehn;
Das mißgeborene Kind, ich muß es doch erziehn.
51.
Oft hab' ich ungestimmt die Saiten meines Psalters
Im Wechsel meiner Zeit und meines Lebensatters.
Nun tönen sie voll Ernst, und wer da will, entscheid' es,
Ob Alter oder Zeit dran schuld sei, oder beides.
Die Zeit ist ernst sogar der jugendlichen Schaar,
Wie mehr noch einem, dem mit ihr gebleicht das Haar.