59.
Gezogen ist ein Kreis, lang eh' du trittst darein,
Worin der Tunnnelplatz soll deiner Kräfte sein,
Erweitern kannst du selbst ihn weder noch verengen,
Nicht deine Bahn darin verkürzen noch verlängern.
Zufrieden kannst du sein bei jedem Schritt darin,
Daß, statt nach deiner Wahl, es geht nach Gottes Sinn.
60.
In der Literatur unendlichen Gedränge
Lehr' ich ein Mittel dich, zu kürzen deine Gänge.
Sieh darauf jeden Mann, dem du begegnest, an,
Was er nach seiner Art, und was nicht leisten kann.
Hast du ihn so geschätzt im Ganzen, laß ihn machen
Im Einzlen was er will, und mache deine Sachen.
61.
Ein Bücherkatalog fiel heut' in meine Hand,
Schwer wie ein Riese wog der starke dicke Band.
O weh, Literatur, wie breit bist du geworden,
Wenn das die Titel nur sind deiner Bücherhorden.
Wer kann die Titel bloß, wer erst die Bücher lesen?
Der Zeiten Glück war groß, als du noch klein gewesen.
Doch wir, die Wächtershhaar bei dem geschwollnen Drachen,
Arbeiten innnerdar, ihn dicker noch zu machen.
62.
Es wird mit Recht gesagt Markt der Literatur;
Denn sie vergleichet sich mit einem Markte nur.
Wie auf dem Markte stehn zum Kaufe Waaren feil,
Und jeder nach Bedarf nimmt davon einen Theil:
Der eine wählt sich dies, der andere das vom Haufen,
Doch keinem fällt es ein, den ganzen Markt zu kaufen:
So auch wer könnte jetzt sich noch einfallen lassen,
Sich mit Literatur der ganzen zu befassen?
Der greift sich hier ein Stück, der eines dort heraus,
Nach Eigenem Geschmack und zum Verbrauch im Haus.