Der Zufall waltet, wo am Urtheil es gebricht,
Und im Gewühl ist ganz unmöglich Uebersicht.
Unmerklich unter'm Glanz der ausgestellten Güter
Wird an den Mann gebracht auch mancher Ladenhüter.
Heut' hat den Zulauf der, den Andere beneiden,
Die morgen am Verfall sich seines Krames weiden.
Es bietet kurzen Ruhm mit ungewissem Brode
Der überfüllte Markt mit wechselhafter Mode.
63.
Sie sagen mir, ich glaub's, allein ich fühl' es nicht,
Daß nun mein Haupt ein Kranz von Dichterlaub umflicht.
Was hilft, den andre sehn, der Kranz, den ich nicht fühle,
Nicht fühle, daß er mir die heißen Schläfe kühle!
64.
Und locket wieder dich das Gaukelspiel der Welt,
Was sie dir vorhält stets, und stets dir vorenthält!
O nimm in deine Brust nicht diesen harten Stein;
Zwei Herzen können nicht in Einem Busen sein.
Er drückt das Herz dir ab, das sich daran will laben;
O habe du das Herz, dein Herz für dich zu haben!
In dir bist du gesund, und fühlst in ihr dich krank;
Gieb, was du hast, der Welt, und nimm nicht ihren Dank!
65.
Von deiner Eitelkeit was kann dich, Dichter, heilen?
Und wollte dich die Welt vereinigt aburtheilen;
Berufst du gegen sie nur auf die Nachwelt dich,
Und hörst von der dich nie verurtheilt sicherlich.
66.
In meiner Wohnung bin ich wohnlich eingewohnt,
Mit Ungewohntem will ich da sein verschont.
Das Ungewähnliche zu sehen geh' ich aus,
Doch zum Gewöhnlichen kehr' ich mit Lust nach Haus.