Du siehst, es wäre fast der Muth mir selbst abhanden
Gekommen, als einmal mir schlimm die Karten standen.
Doch hab' ich mich bedacht und dieses Lied ersonnen:
Was auch verloren sei, die Lieder sind gewonnen.
75.
Des Freundes denkend, wenn ich Glückliches erstrebt,
Sprech' ich: O hättest du doch dieses miterlebt!
Dann seiner denkend, wenn mich drücket eine Last,
Sprech' ich: O glücklich, daß du's miterlebt nicht hast!
Ist zu bedauern, ist zu preisen, wer geschieden?
Daß er hinging und du noch da bist, sei zufrieden!
76.
Wenn dir die Lust noch nicht vergangen ist, den Herden
Der Weltberümtheiten auch beigezählt zu werden,
Soll sie dir jetzt vergehn, wo zum berühmten Mann
Ein Mörder, frech im Tod wie Leben, werden kann,
Und eine Metze, weil sie seine Metze war,
Als eine Schönheit sich darstellt, einängig zwar.
77.
Du hast der Freunde viel, und gezest nicht um einen;
Ich habe wenige, und nannte dich den meinen,
Und muss im Herzen noch den meinigen dich nennen,
Und darf es, wenn nicht dir, mir selber wohl bekennen.
Was dich entfremden konnt', hab' ich nicht Lust zu fragen;
Doch daß es möglich war, dass hab' ich zu beklagen.
78.
Mein Freund im fernen Gau! wie oft noch denk' ich nach
Dem Worte, das dein Mund einst unbefangen sprach:
Daß diers unleidlich sei, im Leben wem zu nahn,
Ohn' ihm zu geben Lieb' und Liebe zu empfahn.
Sag', hast du warm bis jetzt den Anspruch fortgesetzt?
So hat die kalte Welt gewiss dich oft verletzt.