Zweite Stufe 83., 84., 85., 86.

Die ich gekämpft, so will ich gern gekämpft sie haben,
  Und mögen sich mit mir am Schönen viele laben!
Doch manchmal denk' ich, ob nicht sei erkauft zu theuer
  Ein Bischen lautres Gold für soviel Leutrungsfeuer.

                          84.

Der Gärtner liefert mir zum Schmuck in meinem Zimmer
  Blumen von Zeit zu Zeit, neu blühnde Blumen immer.
Da stehn sie denn solang, als sie in Blüthe stehn,
  Und müssen abgeblüht zurück zum Gärtner gehn.
Ich habe den Genuß, der Gärtner hat die Mühen,
  Nur blühen seh' ich sie, er sorget, daß sie blühen.
Was mir der Gärtner ist, das ist der Dichter euch,
  Der Blüth' und Blume zieht am kahlen Weltgesträuch.
Ihr habt den Augenblick des Aufgehns zu genießen,
  Doch das ist seine Lust stets neue zu erschließen.
Vom niedern Hügel sah ich aus mein Heimathsthal,
  Und alles lag vor mir verklärt im Sonnenstrahl.
Ich sah das Einzelste mit Liebesblick, das kleinste,
  Und jeder Unterschied ward mir vertraut, der feinste.
Ich sah mich satt daran, viel liebe lange Stunden;
  Dann stieg ich höher an, als jene Lust geschwunden.
Ich stieg auf einen Berg, der sich vor mir erhoben:
  Und wieder auf mein Thal schau' ich herab von oben.
Es ist dasselbe noch, und ist ein andres doch,
  Ich seh es ganz, und seh dazu viel andres noch.
Nun laben will ich mich am neuen Blick mit Schweigen,
  Und eine Stufe dann vielleicht noch höher steigen.

                          86.

Weltweisheit lehr' ich dich, nicht Weisheit dieser Welt,
  Doch Weisheit, die zu gut nicht für die Welt sich hält;
Weltweisheit, die die Welt in allen Lebensweisen
  Dir zur Belehrung will, zur Unterhaltung weisen;