Unglücklich auch nicht, wer zufrieden sich behagt
An dieser Welt, und nicht nach einer andern fragt.
Unglücklich ist nur, wer die Lust sich sicht geraubt
Am Irdischen, und nicht an Ueberird'sches glaubt.
94.
Was thut ihr denn, alsob ihr neu die Welt gemacht,
Weltweise, wenn ihr neu in's Fachwerk sie gebracht?
Was ist, ist immer eins, eins auch, was ihr erkennt,
Der ganze Unterschied ist, daß ihr's anders nennt.
95.
Vier Kräfte nenn' ich dir am Menschen, mangelhaft
Zu nennen sind die vier vor einer fünften Kraft.
Der Trieb im Menschen, wenn er einen Gegenstand
Ergreifen will, streckt er zuerst danach die Hand.
Und ist der Gegenstand der Hand nicht zu erlangen,
So ist anstatt der Hand der Fuß danach gegangen.
Wo auch das Flieh'nde dort will deinem Fuss entweichen,
Da mag es noch dein Wort, dein Rufen es erreichen.
Doch weiter als dein Wort, als deine Stinune, dringt
Dein Auge, das dir nah heran das Fernste bringt.
In Fernen aber, die du mit des Blickes Schweifen
Nicht kannst ermessen, kannst du mit Gedanken greifen.
Drum übe Hand und Fuß, und Red'- und Sehekraft,
Vor allem übe doch dich in Denkwissenschaft.
96.
Du bist in Gottes Rathsversammlung nicht gesessen,
Als er den Plan der Welt nach seinem Maß gemessen;
Nun thust du doch, als sei dir vorgelegt der Plan,
Und deinen Maßstab legst du unbekümmert an.
Nur zu! Es ist darauf der Großplau angelegt,
Daß jedes kleinste Maß paßt, das man angelegt,
Daß jeder deutet sich die Welt in seinem Sinn,
Und jeder deutet recht; soviel ist Sinn darin.
97.
Botaniker zugleich wer ist und Astronom,
Betrachtet wechselweis Erdflur nnd Himmelsdom.