Und eines würd' er oft beim andern gar versäumen,
Blüthe zu gleicher Zeit sein Flor in beiden Räumen.
Doch ihm zum Glücke gehn die Stern' auf in der Nacht,
Und zu am Morgen, wann der Blumen Aug' erwacht.
Mir ist es nicht wie ihm geworden ganz so gut,
Da wohl mein Doppelkram einander Eintrag thut:
Poetische Blumenles' und hohes Spekuliren,
Von einem umß ich mich zum andern hin verlieren.
Das eine würd' ich denn verlieren über'm andern,
Wenn ich von diesem weit zu jenem müsste wandern.
Die Auskunft traf ich drum hier beides zu vereinen,
Wo Stern' und Blumen durch einander blühn im kleinen.
98.
Wie wenig ist, was die einander hier doch geben,
Die in des äußern Weltverkehrs Berührung leben;
Die sich erregen meist nur um sich zu verwirren,
Und sich begegnen um sich gegenseits zu irren;
Die selten oder nie einander weiter bringen
In großen Dingen, und sich streiten in geringen;
Wie wenig gegen das, was ein Gemüth durchbebt,
Das mit der Menschheit eins in höherm Chore lebt!
Die Mensrhheit stellt sich klar nur in der Ganzheit dar,
Und in der Einzelheit, doch niemals in der Schaar.
Und von der Einzelheit ist Ganzheit nicht verschieden;
Der Ganzheit Träger ist die Einzelheit hienieden.
Das ist das Selbst, das selbstsuchtlos der Weise sucht,
Das Selbst, vor dem der Thor ist immer auf der Flucht.
Er flieht zum Lärm der Welt sich selbst zu übertäuben,
In's Leer sein leeres Selbstbewußtsein zu zerstäuben.
Du aber samml' in dir der Menschheit Blüthenstaub,
Und gieb die Blüthe nicht dem Wind der Welt zum Raub.
Aufreg' ein Liebeshauch in dir den Blüthenstaub,
Daß deine Blüthe nicht unfruchtbar sei und taub.
99.
Nun nachgerade bin ich dieses Daseins satt,
Des engen, das den Geist solang umrungen hat,