Soweit hat vor der Welt erstaunten Augen
Ihn nun, und dich in ihm, herabgebracht
Unselige Bethörung und Verblendung,
Entzweiung deines eignen Bluts in dir,
Und unnatürliche Verbrüderung
Von Fürsteneigenmacht und Priesterherrschaft.
Nicht meine Schuld will ich entschuldigen,
Denn ja dafür zu büßen bin ich hier;
Doch fühl' ich, und o fühl' es mit, mein Volk,
Daß ich zugleich für deine Schuld hier büße!
(Indem er sieh der Burg nähert.)
Hier wohnt ein Weib, das aus den engen Schranken
Des Weib's mit kühner Eigenthümlichkeit
Hinausgetreten, und beherbergt mir
Den Widersacher, einen Gottesmann,
Der ebenso die Menschlichkeit, wie sie
Die Weiblichkeit, hat hinter sich gelassen,
Und unter sich von seines Wolkenbau's
Gethürmten Zinnen sieht im Geiste schon
Die Herrlichkeit der Reiche dieser Welt
Und ihre Könige zu seinen Füßen.
Wenn dieses Weib wär' unter eines Manns
Botmäßigkeit nach der gemeinen Pflicht,
So wäre nun ein gastlich Thor hier offen
Mit festlichem Empfang dem deutschen König
Als höchsten Lehns- und Landesoberherrn.
Doch Gozelo, mein treuer Lothringer,
Der dieses Mannweib's Ehmann hieß, nicht war,
Hielt sich getrennt von seiner stolzen Hälfte,
Die zum Lehnsträger nur für's Reich ihn brauchte,
Doch ungetheilt die Macht für sich behielt;
Solang er lebte, lebt' er mir getreu
In seinem Herzogthume Lothringen,
Mir so ergeben, wie dem Pabste sie.
Nun starb er. und sie lebt; es hat sein Tod
Sie eben nur zur Wittwe, doch mich ärmer
Um einen Freund gemacht, und schmerzlicher
Vermiss' ich wohl den Freund, als sie den Gatten.